Aus unserer Sicht ist der langjährige N-Saldo eine praktikable und für den Bewirtschafter nachvollziehbare Kenngröße, um das potenzielle N-Austragsrisiko auf seinen Ackerflächen (bodenartabhängig) einzuschätzen. Angesichts der nach wie vor hohen Düngemittelpreise, stellt die Bilanzierung von N-Zufuhr und N-Abfuhr weiterhin auch eine wichtige Maßnahme zur Überprüfung des eigenen Nährstoffmanagements dar. Seit Projektbeginn im Jahr 2019 erheben wir in den Beratungsbetrieben auf ausgewählten Schlägen für den Zeitraum 2015-2021 (und darüber hinaus) fortlaufend Daten zur N-Düngung und Ertragssituation. Eine erste Auswertung dieser Daten erfolgte im Herbst diesen Jahres im Rahmen einer Bachelorarbeit an der MLU Halle.
Für die Bachelorarbeit wurden 10 Betriebe ausgewählt, welche zu bedeutsamen Flächenanteilen im Nitratgebiet liegen und die Bandbreite der sächsischen Bedingungen möglichst breit abbilden. Die untersuchten Betriebe wirtschaften zu gleichen Anteilen im Lößhügelland, in den Lößübergangslagen sowie überwiegend auf den besseren D-Standorten im sächsischen Heidegebiet. In der Auswertung sind gleichermaßen Ackerbaubetriebe, als auch Unternehmen mit Tierhaltung vertreten. Eingang in die Arbeit fanden insgesamt 35 Ackerschläge mit einer Gesamtfläche von rd. 1.500 ha Ackerfläche. Anbaustärkste Kulturen in den Betrieben waren Qualitätsweizen, Winterraps, Silo- und Körnermais sowie Wintergerste.
In Abbildung 1 ist der mittlere N-Saldo der 35 betrachteten Ackerschläge je Erntejahr dargestellt. Dieser ergibt sich aus den zugeführten Mengen an Gesamtstickstoff aus mineralischer und organischer Düngung sowie aus der Nährstoffabfuhr über die Ernteprodukte.
Folgende Aussagen lassen sich treffen:
- Der Stickstoffeinsatz auf den untersuchten Flächen ist rückläufig. So war im Mittel der Betriebe ein Rückgang von rd. 35 kg N/ha zu verzeichnen. Dieser ist in Betrieben mit Tierhaltung insbesondere durch den Wegfall der Herbstdüngung im Weizen mit der DüV 2017 zu erklären. Gleichzeitig wurde in den Trockenjahren 2018 – 2020 die Frühjahrs-düngung angesichts gesunkener Ertragsaussichten in vielen Fällen zurückgefahren. Die Herbstdüngung zum Raps hat in tierhaltenden Betrieben weiterhin eine hohe Bedeutung. Analog zum Weizen, zeigte sich auch beim Raps, dass die Frühjahrsdüngung nach den trockenen Jahren restriktiver gehandhabt wurde, oftmals auch vor dem Hintergrund der guten Vorwinterentwicklung. Mit der Anrechnung der Herbstdüngung im Frühjahr nach DüV 2020 verstetigte sich der ab 2018 eingeschlagene Trend.
- Die vielerorts trockenen Jahre 2018 bis 2020 haben wesentlich zum Rückgang der Erträge und damit auch der Nährstoffabfuhren in den angebauten Kulturen beigetragen. Beim Raps sind Ertragsdepressionen zudem durch Schädlingskalamitäten im Herbst nach dem Wegfall der insektiziden Beizen, aber auch durch Fruchtfolgekrankheiten (2021 Sclerotinia) und witterungsbedingte Probleme bei der Bestandesetablierung verursacht.
- Die Ertragsrückgänge in den Trockenjahren hatten durch Anpassungen im Düngeregime der Betriebe keine höheren N-Salden zur Folge. Über die Jahre gesehen ist vielmehr ein Trend zu absinkenden N-Salden festzustellen, eine Entwicklung die v.a. auf auswaschungsgefährdeten Standorten aus Sicht des Gewässerschutzes zu begrüßen ist. Marktfruchtbetriebe, die auf ertragreichen Böden wirtschaften und keinen Zugang zu organischen Düngern haben, müssen im Zuge der restriktiveren, düngerechtlichen Vorgaben verstärkt auf ausgeglichene Nährstoffbilanzen achten, um die Fruchtbarkeit ihrer Böden zu erhalten.