Autor: Sebastian Lahr
Die aktuell hohe Bodenfeuchte ist einerseits besonders gut, da der Bodenwasserspeicher endlich wieder bis in tiefere Schichten aufgefüllt werden konnte. Zum Vergleich fielen im letzten Quartal 2023 in Summe ca. 130 l/m² mehr als im langjährigen Mittel (Wetterstation Wurzen; 257 l/m² von Okt. – Dez. 2023). Andererseits stellt sich die Frage nach der anstehenden Bodenbearbeitung zu Sommerungen. Um darüber zu entscheiden, wie intensiv der Boden für die Aussaat vorbereitet werden muss, hilft ein Blick in das vergangene Jahr. Auch im letzten Frühjahr war der Boden ausgesprochen nass und erst spät befahrbar. Hilfreich ist erstmal, dass der vergangene Dauerfrost mit Temperaturen bis -15 °C in der Lage war, den Boden zu lockern. Das gefrorene Wasser konnte leichtere Verdichtungen beheben und hinterließ eine günstige Frostgare. Um die Frostgare zu wahren, muss die Bearbeitungsintensität individuell abgeschätzt werden.
Dafür wird das Bodenprofil mit Hilfe eines Spateneinstichs untersucht: „Gibt es Verdichtungshorizonte? Wie ist die Bodenstruktur? Können die Pflanzen schnell keimen und ungestört in die Tiefe wurzeln?“, sind zentrale Fragen, die man sich stellen muss.
Beispielsweise ernteten Zuckerrüben im südlichen Sachsen-Anhalt im trockenen Jahr 2022 30 t/ha mehr (!), wenn sich die Wurzeln ungestört in die Tiefe entwickeln konnten und nicht auf eine Verdichtung in 10 bis 15 cm Bodentiefe trafen (Abbildung 1).
Auch wenn eine frühe Saat insgesamt vorteilhaft ist, gilt jedoch: Ruhe bewahren! Das Bodenwasser ist bis in tiefe Schichten aufgefüllt und steht zur Verfügung. Eine erzwungene Aussaat unter widrigen Bedingungen kann sich nicht auszahlen, denn auch hier gilt: „Wie die Aussaat, so die Ernte“.