Zwischenfruchtaussaat mit der Drohne – Die Agrarflieger sind zurück in Arzberg

agumenda/ Juli 27, 2023

Die frühe Aussaat ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für gut entwickelte Zwischenfrüchte. Auch wenn es nicht ohne weiteres sichtbar ist, investieren diese Bestände deutlich mehr in ihr Wurzelsystem und tragen damit auch zur Verbesserung der Bodengare bei, mehr als dies bei Saatterminen nach dem Raps (Anfang September) der Fall ist. Soweit die Theorie.

Unter praktischen Bedingungen im nordsächsischen Trockengebiet stand die Zwischenfruchtaussaat hingegen aufgrund oftmals langanhaltender Sommertrockenheit der letzten Jahre zumeist unter keinem guten Stern. Frühe Aussaaten nach dem Stoppelsturz führten insbesondere in den Extremjahren 2018 und 2019 oftmals zu schwachen und lückigen Beständen, die von Ausfallgetreide durchzogen waren.

Ein interessantes Verfahren für die Region stellt ggfs. die Ausbringung der Zwischenfrucht im Getreidebestand mithilfe einer Agrardrohne wenige Tage vor dem Druschtermin dar. In den Abendstunden des 26.07. wurde dieses Konzept auf zwei Roggenschlägen (25 ha in Summe) in der Agrargenossenschaft Arzberg getestet. An den Vortagen hatte es genauso viel geregnet (2 mm), um die Mähdrescher zum Stehen zu bringen. Auch für die Folgetage waren ähnlich „hohe“ Regenmengen vorhergesagt, die wenigstens bei der erfolgreichen Zwischenfruchtetablierung hilfreich sein könnten.

Wie wachsen die Zwischenfrüchte im Vergleich zum betriebsüblichen Verfahren?

Der Anbau von Gründüngungszwischenfrüchten vor dem Mais ist fester Bestandteil des Anbauplans im Betrieb. Insbesondere auf den sandigen Flächen, wo der Mais in höherer Anbaudichte zusammen mit dem Roggen steht, soll somit etwas für den Boden getan werden. Die Aussaat erfolgt betriebsüblich nach dem Stoppelsturz und einem tieferen Arbeitsgang mit dem Grubber zur Störung des Ausfallgetreides. Je nach Jahreswitterung kommt die Zwischenfrucht oftmals erst nach dem Raps in die Erde.

Die für die Drohnensaat ausgewählten Roggenschläge sind nur durch die B183 getrennt. Da der größere Schlag oberhalb der Bundesstraße nicht mehr im Nitratgebiet liegt, besteht hier die Möglichkeit den Gärrest des Betriebes mit dem traktorgezogenen Güllefass einzusetzen.

Vor allem bei der verwendeten Mischung bestehend aus Senf, Ölrettich, Leindotter sowie tartarischem Buchweizen kann man bei geglückter Bestandesetablierung mit einer guten Nährstoffausnutzung planen, zumal bei dem restirkitv gedüngten Roggen nicht mit allzu hohen Rest-Nmin-Mengen zu rechnen ist.

Als Vergleichsvarianten sollen auf einem benachbarten Roggenschlag mit vergleichbaren Bodenbedingungen, die mit der Drohne ausgebrachte Mischung sowie die Mischung des Betriebes (Phacelia, Ramtillkraut, Sonnenblume) etabliert werden.

Wie läuft die Drohnensaat ab?

Der von uns beauftragte Dienstleister, die Firma Schmidt Solutions, ist aufgrund der hohen Resonanz momentan deutschlandweit unterwegs und inzwischen „sehr gut gebucht“.

Wie bei der Drillmaschine auch, erfolgte vor dem Start der Drohne zunächst eine Abdrehprobe, um die gewünschte Saatmenge von 20 kg/ha einzustellen. Anschließend ging es für die mit 6 Rotoren ausgestattete Drohne (ca. 40 kg Leergewicht) in die Luft.

Hier wurde mithilfe der Software dem Piloten Jan Schmidt auf seinem Display bereits eine optimierte Route vorgeschlagen, welche die Drohne automatisch abflog (siehe Abb. 1).  Auf dem rd. 700 m langen Schlag wurden 2 Bahnen zu je 7 m  Arbeitsbreite (überlappt in der Mitte) beflogen. Dies habe bei einer Flughöhe von rd. 4 m über dem Erdboden (siehe Abb. 2) erfahrungsgemäß die beste Querverteilung gebracht („Arbeitsbild vergleichbar wie mit einem Pneumatikstreuer“). 

Abb.1: Die Software zeigt die optimierte Route an.
Abb.2: Rund 4 m über dem Erdboden wird die beste Querverteilung erreicht.

Nach jeder Runde wurde die Drohe neu mit max. 40 kg Saatgut befüllt (siehe Abb. 3) und mit einem frisch geladenen Akku bestückt. Diese wurden in der Zwischenzeit am Notstromaggregat geladen (siehe Abb. 4). Hinsichtlich der Zwischenfruchtmischung gäbe es nach Aussage des Dienstleisters keine großen Einschränkungen. Mit Blick auf das Verbot der Herbstdüngung von Zwischenfrüchten ohne Nutzung im Nitratgebiet, sind auch großkörnige Leguminosen wie Erbsen, aber auch Wicke, sehr gut für dieses Verfahren geeignet. Die Erfahrungen mit Kleesamen sind hingegen „geteilt“. Nicht so günstig seien die punktuellen Lagerstellen im Schlag. An diesen Stellen wird das Saatgut den Boden nicht erreichen. Ob das kleinsamige Saatgut im Korntank landet oder zusammen mit dem Häckselstroh wieder nach draußen geblasen wird, bleibt abzuwarten.

Abb.3: Die Drohne kann mit max. 40 kg Saatgut befüllt werden.
Abb. 4: Die Akkus werden am Notstromaggregat geladen.

Angesprochen auf die aktuelle Trockenheit in der Region mit Blick auf den Etablierungserfolg der Drohnensaat gab sich Jan Schmidt gelassen. Im trockenen Vorjahr seien die Zwischenfrüchte erst 6 Wochen nach der Saat gekeimt und dem Ausfallgetreide aufgrund der fehlenden Bodenbewegung einfach davon gewachsen. Weitere Einsatzpotenziale der Agrardrohne sieht er in der teilflächenspezifischen Grünlandnachsaat bereits im Februar (wo die Flächen noch nicht befahrbar sind) oder in der gezielten Ausbringung von Schneckenkorn. Ein Kunde nutzt die Drohne auch zur Ausbringung von Harnstoff auf Teilflächen, die im zeitigen Frühjahr nicht mit dem Düngerstreuer befahrbar seien. Vor nicht allzu langer Zeit war dies, neben der hohen Flächenleistung, auch einer der Gründe für den Einsatz der Agrarflieger Z37 bei der Düngerausbringung auf den oftmals tonigen Böden in der nordsächsischen Elbaue. Diese waren noch vor wenigen Jahren regelmäßig in der Region anzutreffen.

Wir freuen uns darauf, die Arbeitsergebnisse der Drohne in Arzberg im Spätherbst gemeinsam mit Beratungsbetrieben der Region in Augenschein nehmen zu können.

 

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