Nach anfänglich guten Ausgangsbedingungen für Getreide und Winterraps mit vielerorts durchschnittlichen Niederschlagsmengen im Zeitraum Oktober bis März (220 mm in Nossen bis 324 mm in Chemnitz) haben sich die Ertragsaussichten vor allem auf leichten bis mittleren Standorten inzwischen zunehmend eingetrübt. So gab es nahezu in ganz Sachsen in den letzten 6 Wochen keine nennenswerten Niederschläge mehr zu verzeichnen, bei gleichzeitig überdurchschnittlichen Tagestemperaturen und ausgesprochen hoher Sonnenscheindauer. Zudem litten vor allem die zeitig entwickelten Raps- und Getreidebestände sichtbar unter den Wechselfrösten Ende März und Anfang April. Die Schossergabe im Getreide musste in der Region Mittel- und Nordsachsen unter denkbar ungünstigen Bedingungen realisiert werden. Der gedüngte Stickstoff dürfte auf dem ausgetrockneten Boden aktuell kaum zur Wirkung gekommen sein. Unter den bis Monatsende prognostizierten Witterungsbedingungen kann die Verdunstung im Pflanzenbestand bis zu 6 mm pro Tag betragen. Kalkulationen des DWD zu Folge ist dann auf den leichten bis mittleren Böden mit einem deutlichen Rückgang der pflanzenverfügbaren Wasservorräte auf unter 50 % der nutzbaren Feldkapazität zu rechnen. Auf diesen Standorten ist bei weiterhin ausbleibenden Niederschlägen die Zweckmäßigkeit einer dritten N-Gabe deutlich zu hinterfragen. Auf tiefgründigen Standorten mit größeren Wasserreserven, bspw. in der Lommatzscher Pflege, stellt sich die Situation aktuell noch etwas entspannter dar. Erfahrungen aus den letzten beiden Jahren zeigen jedoch, dass vor allem bei spätgesätem Weizen nach Zuckerrüben mit Mindererträgen aufgrund der Wasserversorgung gerechnet werden muss und daher das Düngeniveau entsprechend anzupassen ist. 2019 waren bei trockenheitsbedingt geringeren Erträgen zudem häufig sehr hohe Rohproteingehalte (15 % und mehr) anzutreffen, welche von der aufnehmenden Hand nicht honoriert werden. Unter den aktuell trockenen Bedingungen sind die gängigen Werkzeuge zur Kontrolle bzw. Präzisierung des Ernährungszustandes im Getreide nur eingeschränkt aussagefähig. Letztlich bestätigen diese im Moment vor allem die mangelnde Verfügbarkeit des im Boden vorhandenen Stickstoffs. Über die dritte N-Gabe muss daher vor allem anhand des aktuellen Bestandesbildes, der Wetterprognose sowie der Vorbewirtschaftung (org. Düngung, Vorfrucht, Nmin in 60-90 cm) entschieden werden.