„Regionalverwaltung trifft Landwirtschaft“ – Feldtag in Lüttewitz krönt Veranstaltung zur Thematik Starkregen

agumenda/ Oktober 28, 2024

Autor: Marc Büchner
Experimente und Versuche machen schlauer, das gilt nicht nur im Pflanzenbau, sondern eigentlich immer im Leben. So auch am 21. Oktober in Lüttewitz zum Feldtag „Regionale Verwaltung und Politik trifft Landwirtschaft“. Das Experiment: man erweitert eine Veranstaltung zur Starkregenvorsorge und zum Schutz vor Bodenerosion der Städte und Gemeinden im LEADER-Gebiet Klosterbezirk Altzella um einen Feldtag zu Aussaatverfahren im Winterraps und Ergebnissen einer Bodenbearbeitungs-Dauertestfläche. So wie die Veranstaltung sich mischt, sollte es auch das Publikum, so die Hypothese. Ob das Experiment gelungen ist, können zum einen die Besucherinnen und Besucher einschätzen, zum anderen die Organisatoren.

Aber erstmal zu den Fakten: Die Region ist ein Hotspot für Starkregenereignisse und Erosionsschutz. Wie man am Verein Beratungsring „Erosionsmindernde Landbewirtschaftung e.V. (gegründet 1997) sehen kann, haben sich Landwirtschaftsbetriebe und andere Akteure aus dem Bereich dazu schon lange Gedanken gemacht und gemeinsam nach Lösungen gesucht. Gleiches gilt für die Gemeinden im Klosterbezirk Altzella, die von Erosionsereignissen betroffen sind und im Rahmen des Förderprogramms LEADER ein Lösungskonzept erstellen ließen. Doch in beiden Fällen benötigen Erkenntnisprozesse und Investitionszyklen eben nicht nur 2-5 Jahre, sondern eben auch mal 10 oder 15 Jahre. So ist auf Seiten der Verwaltung und der Landwirtschaft schon einiges erreicht worden: einerseits die Ertüchtigung von Durchlässen und der Bau von Verwallungen im Flurneuordnungsverfahren durch die Gemeinden, andererseits die Umstellung der Landbewirtschaftung von der wendenden zur konservierenden Bodenbearbeitung.

Zum Feldtag fand ein reger Austausch über Gemeinsamkeiten und gemeinsame Schwierigkeiten statt, wie die überhandnehmende Bürokratie. Genannt wurden Förderanträge für ein Spielgerät im Umfang von 40 Seiten, oder in der Landwirtschaft der jährlich wiederkehrende und immer variierende Antrag auf EU-Ausgleichszahlungen.

Neben der politischen Diskussion wollten wir mit Hilfe der Südzucker AG, dem Beratungsring Erosionsmindernde Landbewirtschaftung e.V, der Agrartechnik Vertrieb Sachsen GmbH sowie dem Deutschen Wetterdienst die aktuellen Möglichkeiten in der konservierenden Bodenbearbeitung aufzeigen, bewerten und diskutieren. Grundlage und Diskussionsort hierfür war der Langzeit-Bodenbearbeitungsversuch am Standort Lüttewitz, diesjährig bestellt mit Winterraps.

Abbildung 1 Bodenbedeckungsgrade, nach Aussaat Winterraps, 05.09.2024, erstellt mit SOIL COVER

Die von uns bonitierten Ergebnisse zum Bodenbedeckungsgrad zeigten klar die Vorteile der nicht-wendenden Bodenbearbeitung und der Direktsaat (Abbildung 1). Auch die Feldaufgangsbonitur zeigte insbesondere in der Direktsaatvariante eine gleichmäßigere Entwicklung der jungen Rapspflanzen, bei ansonsten ähnlichen Feldaufgängen (Abbildung 2).

Abbildung 2 Feldaufgang, Zählbonitur, 26.09.2024, BBCH-Stadium Winterraps 10-15

Die Direktsaat-Ergebnisse warfen neue Diskussionsthemen auf, beispielsweise über den im Direktsaatsystem notwendigen Baustein Glyphosat, sowie zu Mäuse- und Schneckenbefall. Bei den bearbeiteten Varianten ging es um Fragen zu Themen wie Befahrbarkeit und damit verbundene Strukturschäden, Wasserverlust und Nährstoffmobilisierung bei jeder Bodenbearbeitung, Speicherung von bis zu 30mm Niederschlag und die ökonomische Bewertung unterschiedlicher Verfahren.

Eine Organisatorin des Treffens, Frau Grübler, brachte den Sachverhalt auf den Punkt: „Es ist komplex. Ich würde sagen es ist auch noch kompliziert.“

Wir bedanken uns bei allen Beteiligten und wünschen uns, dass alle jetzt gemeinsam die Aufgabe des Erosionsschutzes angehen und dranbleiben.

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