Nachlese zu unserer kleinen Online Workshop-Reihe
agumenda/ Dezember 7, 2021
Im Zeitraum vom 22. bis 25.11.2021 hielten wir drei Online Workshops mit dem Schwerpunkt der verschärften Düngeverordnung und hoher Düngerpreise ab. Mit Unterstützung der IAK Consulting GmbH (Dr. Martin Schneider) im ökonomischen Bereich und fachlich auf die einzelnen Regionen abgestimmte Ergebnisse konnten wir ein breites Spektrum an Empfehlungen für das kommende „Düngejahr“ geben.
Rechtliche Vorgaben und Handlungsspielräume
Der erste Teil der Veranstaltungen bezog sich vorwiegend auf rechtliche Regelungen bei der Düngeplanung für Flächen im sächsischen Nitratgebiet. Zur Reduktion der Stickstoffdüngemengen auf den betroffenen Schlägen stehen den Betrieben laut DüV zwei Modelle zur Verfügung. Für tierhaltende Betriebe bzw. Betriebe mit einem hohen Anteil an organischer Düngung ist die „160/80 – Regelung“ interessant, die vor allem bei extensiver Bewirtschaftung Vorteile mit sich bringt. Für die anderen Betriebe gilt es, die „Minus 20% – Regelung“ auszugestalten. Neben einer pauschalen Reduzierung der Düngemengen um 20% vom Düngebedarf kann eine kulturartspezifische Umverteilung der Düngemengen im Nitratgebiet vorgenommen werden, um die „stickstoffbedürftigen“ Kulturen (z.B. Qualitätsweizen) ausreichend zu düngen.
Abbildung 1: Mögliche Düngestrategien nach DÜV im Nitratgebiet zur Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben
Außerdem wiesen die Vortragenden darauf hin, dass es für die Düngebedarfsermittlung im Frühjahr essentiell ist, das Ertragsniveau der einzelnen Kulturarten zu ermitteln, sowie eine gesetzeskonforme Korrektur der Ernte-TS-Gehalte von z.B. Ackerfutter vorzunehmen. Bei Fragen zu diesem Thema können Sie sich gern bei uns melden.
Abbildung 2: Schlussfolgerungen für die Düngebedarfsermittlung für das Jahr 2022
Die sehr hohen Düngerpreise stellen viele Betriebe derzeit vor Herausforderungen bei der Düngeplanung. Daher kamen die betriebswirtschaftlichen Einblicke, vorgestellt von Dr. Martin Schneider (IAK), sehr gelegen. Denn trotz steigender Düngekosten lohnt sich auf Grund hoher Erzeugerpreise eine Stickstoffdüngung auch unter den aktuellen Marktbedingungen. Als Voraussetzung bedarf es an dieser Stelle jedoch einer höheren  Liquidität als in den Vorjahren sowie einer intensiven Beschäftigung mit dem Thema der Stickstoffeffizienz
Unsere Empfehlung ist: Teilen Sie den Düngereinkauf auf verschiedene Termine auf und nutzen Sie die zurzeit hohen Preise für Raps und Weizen und sichern durch einen gleichzeitigen Verkauf die Düngereinkaufe finanziell ab.
Abbildung 3: Vergleich der Produktionsfunktionen des aktuellen und kommenden Wirtschaftsjahres
Der zweite Teil der Veranstaltungen beschäftigte sich mit regionsbezogenen Ergebnissen aus verschiedenen Betriebsberatungen und Praxisdemonstrationen. Folgend sind die Hauptaussagen der einzelnen Vorträge kurz zusammengefasst. Bei Interesse an den vorgestellten Themen zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren!
Region Süd
Düngefenster Mais:
- Der im Frühjahr bei Mais ermittelte N-Bedarfswert nach DüV überschätzt den tatsächlichen Düngebedarf oftmals erheblich, dies ist insbesondere der Fall auf:
- tiefgründigen Standorten
- Böden mit regelmäßiger organischer Düngung
- nach im Herbst kräftig entwickelten Zwischenfrüchten
- An dieser Stelle besteht deutliches Einsparungspotential
Exaktversuch Düngestrategie und Aussaatstärke Winterweizen:
- Der Vergleich einer stabilisierten Zwei-Gaben-Strategie und einer klassischen Drei-Gaben-Strategie zeigte keinen unterschiedlichen Einfluss auf den Ertrag und die Qualität von Winterweizen (E-Weizen) in diesem Jahr.
- die Aussaat unterschiedlicher Saatstärken (225 Kö/m² und 375 Kö/m²) ergab keinen Unterschied im Ertragsniveau à Einsparungspotential beim Saatgut
- hohe Stickstoffnachlieferung in ungedüngten Parzellen auf Grund langjähriger organischer Düngung der Versuchsfläche und günstigen Witterungsbedingungen à unbedingt Kontrolle der N-Versorgung während der Vegetation um N-Einsparungspotentiale zu realisieren
Gülle und Gärrestausbringung im Getreidebestand:
- Auf den gesamten Schlag betrachtet hat die Überfahrung der Weizenbestände im Frühjahr keine nennenswerten Ertragsverluste zur Folge.
- Eine leichte mineralische Andüngung der Bestände (nach Bestandesdichte, Nmin) ist zu empfehlen, um N-Mangelsituationen zu vermeiden.
Region Nord
Teilflächenspezifische N-Düngung:
- Zonenkarte erstellt aus Satellitenkarten während der Abreife der Vorjahre als Basis für eine teilflächenspezifische 3. N-Gabe ermöglichte eine ertragsneutrale Reduktion des N-Einsatzes in den schwachen Teilbereichen
- weitere Möglichkeiten zur Nutzung der Zonenkarte:
- Rasterbeprobung innerhalb der Zonen/teilschlagspezifische P-, K-, Ca -Düngung
- Anpassung des Wachstumsreglereinsatzes v.a. bei trockenen Bedingungen
- Anpassung der Saatstärke bei Mais
Legume Beisaaten im Rapsanbau:
- Beisaat führte beim Raps zu einem Mehrertrag von 2,8 dt/ha und einer erhöhten N-Nachlieferung von 24 kg N/ha im Vergleich zur Reinsaat
- Zu empfehlen ist die Leguminosenbeisaat auf Flächen mit eher geringem N-Nachlieferungsvermögen bzw. die keine Herbstdüngung mineralisch wie organisch erhalten.
Verbesserung der N-Effizienz durch P-Düngung
- Eine differenzierte P-Düngung hatte in der vorgestellten Demonstrationsanlage zu Winterraps als Kopfdüngung mit P40, gerade in den schlecht versorgten Teilflächen (PCAL < 4,5 mg/100g Boden), zu einer Ertragssteigerung geführt und damit auch einen positiven Einfluss auf die Effizienz des eingesetzten Stickstoffdüngers.
- Grundnährstoffbeprobungen sollte immer georeferenziert vorgenommen werden, um gezielt nur die Flächen zu düngen die einen Bedarf haben à als Basis dafür sind Ertragspotentialkarten aus Abreifekarten der Vorjahre oder abgeleitet aus Ertragskarten geeignet.