Nachlese Workshop Strelln am 29.02.2024

agumenda/ März 4, 2024

Autor: Markus Theiss

Der Anfang ist gemacht. Im Rahmen eines Workshops am 29.02.24 konnten wir den Landwirtschaftsbetrieben aus der Region nordöstlich von Leipzig erstmalig die neu am Standort Strelln bei Doberschütz angelegten Exaktversuche vorstellen. Diese zunächst für den Zeitraum bis 2027 vorgesehenen Versuchsaktivitäten sollen die einzelbetriebliche Beratung zum Landwirtschaftlichen Gewässerschutz in den kommenden Jahren, insbesondere auf den diluvialen Trockenstandorten im sächsischen Heidegebiet, stärken.

Obwohl mit Einsetzen der frühlingshaften Witterung in der letzten Februarwoche in den meisten Betrieben der Startschuss für die Düngesaison gefallen war, konnten wir zahlreiche Landwirte zu unserer Auftaktveranstaltung im Doberschützer Rasthof begrüßen.

Frau Peschke vom LfULG informierte zu Beginn zunächst über die Ziele der Umsetzung der WRRL bis 2027 in Sachsen und wie sich die Strellner Exaktversuche in den Beratungsauftrag zum Landwirtschaftlichen Gewässerschutz in der Nitratkulisse des Freistaats einordnen.

Tilo Bischoff, Vorsitzender des RBV Delitzsch, zeigte sich in seiner Begrüßungsrede vor den anwesenden Berufskollegen, Handelsvertetern sowie Mitarbeitern des LfULG zunächst erfreut darüber, dass der Berufsstand, nach sehr langer Zeit, wieder auf abgesicherte Erkenntnisse aus regionalen Versuchen zurückgreifen zu können. Gleichzeitig ging er in seiner Rede auch auf die aktuell sehr angespannte Lage in den Betrieben ein. Bauchschmerzen bereiten vor allem die aktuell niedrigen Erzeugerpreise, welche den gestiegenen Kosten und einem stetig zunehmenden Bürokratieaufwand gegenüberstehen.

Der Einführungsvortrag der AgUmenda beleuchtete zunächst die Hintergründe für die am Standort gewählte Versuchsfragestellung. Anhand einer regionaltypischen vierfeldrigen Fruchtfolge soll auf dem auswaschungsgefährdeten Standort das N-Verlustpotenzial bei unterschiedlichen Nährstoffregimen untersucht werden. Im Fokus stehen die Auswirkungen einer mehrjährig reduzierten N-Düngung um 20 % unterhalb des ermittelten N-Bedarfs nach DüV. Verglichen werden hierbei ein pauschaler Ansatz sowie ein optimiertes pflanzenbauliches Vorgehen, welches die fruchtartspezifischen Besonderheiten bei der Düngung stärker berücksichtigt. Vor dem Hintergrund der restriktiveren Düngevorgaben im Nitratgebiet sowie der aktuellen förderrechtlichen Rahmenbedingungen der GAP (Ökoregelungen ÖR 2 , AUK AL2) wird am Standort in den nächsten Jahren zudem eine fünffeldrige, extensivere Fruchtfolge (u.a. mit Wintererbsen) geprüft.

Nach der Kaffeepause konnten wir auch unseren, aus dem ostsächsischen Dubrauke (LK Bautzen) angereisten, Gastreferenten Stefan Hesse begrüßen. Er bewirtschaftet einen Marktfruchtbetrieb in der Oberlausitz und führt u.a. auf seinen Flächen im Auftrag von Handel und Industrie Parzellenversuche zu unterschiedlichen pflanzenbaulichen Fragestellungen durch. Gemeinsam arbeiten wir seit 2023 intensiv zum Thema des optimalen mineralischen N-Einsatzes im Weizen unter den zunehmend trockneren Bedingungen an seinem Standort.

In seinem Vortrag stellte Stefan Hesse zunächst einige aus seiner Sicht wesentliche ertragsbildende bzw. -reduzierende Faktoren im Pflanzenbau heraus, ehe er konkret auf entscheidende Punkte seiner betrieblichen Düngestrategie einging. Kernbotschaft seines Beitrages war es, dass unter den strengeren düngegesetzlichen Vorgaben wieder verstärkt auf die Stellschrauben geachtet werden müsse, die nicht reglementiert sind. Dies sei die Vorrausetzung dafür, um die Erträge im Ackerbau zukünftig noch ausreizen zu können. Den gesamten Vortrag zum Nachlesen finden Sie hier. 

Nach dem Vortragsteil ging es aufs Feld. Versuchsleiter Sebastian Höde von der U.A.S. (Umwelt- und Agrarstudien GmbH) in Jena stellte zunächst die bislang auf der Versuchsfläche realisierten Maßnahmen vor. Auch auf die bereits im Saal aufgeworfene Frage, wie die Wintererbsen die Kahlfröste in der Januarhälfte verkraftet hätten, konnte bei der Feldbesichtigung Antwort gegeben werden. Die jungen Erbsenpflanzen stellten sich, abgesehen von einzelnen Erfrierungen, im Wesentlichen als vital dar und begannen bereits damit sich zu verzweigen. Auffällig war auch das gut entwickelte Wintergetreide, welches dank zeitig einsetzender N-Mineralisation bereits ohne Startgabe wieder durchgegrünt war. Auch, dass der Raps Ende Februar bereits nahezu im Schossen war, kann als Beleg für dieses bislang ungewöhnliche Frühjahr gewertet werden.

In 144 der insgesamt 180 Versuchsparzellen am Standort sind in 70 cm Tiefe Saugkerzen installiert, anhand derer das anfallende Sickerwasser aufgefangen und u.a. hinsichtlich der Nitratkonzentration untersucht werden soll. Frau Dr. Diana Heuermann vom Kompetenzzentrum Nachhaltige Landwirtschaft, welche die Saugkerzenanlage in Strelln in den nächsten Jahren wissenschaftlich begleiten wird, gab praktische Einblicke in ihre Arbeit. Nach der erfolgreichen Anlaufphase in diesem Frühjahr sind ab der nächsten Sickerwasserperiode erste Ergebnisse zu erwarten. Hiervon erhoffen sich alle im Projekt beteiligten Akteure mehr Einblick über Möglichkeiten und Grenzen der Einflussnahme auf das Nitrataustragsgeschehen durch eine angepasste Bewirtschaftungsweise unter den in Nordsachsen vorherrschenden Standortbedingungen.

Wir bedanken uns bei allen Anwesenden für Ihr Interesse und möchten an dieser Stelle auf die anstehende Feldbegehung am 19.04.2024 hinweisen. Über die diesjährigen Versuchsaktivitäten in Strelln sowie in den Beratungsbetrieben informieren wir zudem auf der diesjährigen Agra. Sie finden uns in Halle 2 am Stand D05.

Das Feldheft zur Nachlese finden Sie hier.

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