Die Schlaftablette jedes Kartoffelbauern

agumenda/ Juli 21, 2025

Teil 2: Abfluss ausgebremst durch Querdammhäufelung mit Untersaaten
Autorin: Katharina Schmidt
Kartoffeln anbauen in erosionsgefährdeten Hanglagen in Zeiten immer häufigerer Starkniederschlagsereignisse ist nichts für schwache Nerven. Wann immer das Regenradar in der Wettervorhersage schwere Gewitter mit heftigen Niederschlägen anzeigt, kann das unruhigen Schlaf für jeden Kartoffelanbauer bedeuten – besonders dann, wenn bereits Bodenabtrag auf den eigenen Flächen stattgefunden hatte.
Wie bereits im Beitrag: Teil 1 „Erosionsschutz durch Erdhäufchen“, ist für diese Problematik Experimentierfreude gefragt, um nachts wieder ruhig schlafen zu können. Denn wie in dem Beitrag schon beschrieben wird, können Querdämme vor Bodenabtrag schützen – jedoch nur für ein Starkniederschlagsereignis, danach sind sie häufig instabil. Untersaaten sollen die Querdämme soweit stabilisieren, dass sie auch mehrere Starkniederschläge überstehen, aber bringt das wirklich so viel?

Abbildung 1: Gerste abgestorben

Wir sagen ja, das bringt eine Menge! Diese Meinung können wir nun auf die Ergebnisse eines kleinen Experiments stützen:
Ende Juni, an einem warmen Sommertag, haben wir eine improvisierte Abflussmessung in unserer diesjährigen Praxisdemonstration in Kartoffeln durchgeführt.

Abbildung 2: Aufbau Abflussmessung

Wir fluteten die Dammtäler von Kartoffelparzellen ohne Erosionsschutzmaßahme, mit Querdammhäufelung und mit Querdammhäufelung und Untersaat auf einer Länge von 25 Metern bei gleichmäßiger Hangneigung. Als Hilfsmittel dafür dienten uns lediglich ein 1000-Liter-IBC-Wasserfass auf einem Teleskoplader mit Wasserschlauch und eine Stoppuhr, sowie die freundliche Unterstützung unseres Praxispartners WKU Agrarhof Wolkenburg GmbH & Co. KG. Es wurden pro Minute 16 Liter Wasser die Dammtäler hinabgeleitet.

Je nach Erosionsschutzmaßnahme lief das Wasser unterschiedlich schnell ab. Dabei war die Abflussgeschwindigkeit in den Dammtälern mit Querdammhäufelung ohne Untersaat und ohne Erosionsschutzmaßnahme gleichauf. Dies lässt sich dadurch begründen, dass die Querdämme schon durch vorhergehende Gewitter instabil geworden waren. In der Variante mit Querdämmen und Untersaat hingegen wurde der Abfluss durchschnittlich um das 4,5-fache abgebremst.

Abbildung 3: Aufbau Abflussmessung
Abbildung 4: ohne Erosionsschutzmaßnahme
Abbildung 5: Querdammhäufelung ohne Untersaat
Abbildung 6: Querdammhäufelung mit Untersaat

Das heißt bei Betrachtung der extremsten Messwerte: es brauchte bis zu 475 Liter Wasser und fast 30 Minuten, bis in einem Dammtal mit Querdämmen und Untersaat am Ende der 25 Meter Messstrecke Wasser ankommt. In einem Dammtal ohne Erosionsschutzmaßnahme wurde als schnellster Ablauf 1.50 Minuten gemessen, bei einem Wasseraufwand von gerade einmal 30 Litern.

Eine Wiederholung der Messungen in verschiedenen Dammtälern einer Parzelle stellte sich als wichtig heraus, da zwischen diesen erhebliche Unterschiede bestanden. So lief das Wasser in Dammtälern, die produktionstechnisch bedingt mit schwerer Technik überfahren wurden, deutlich langsamer ab, als in solchen, die nicht durch Überfahrung rückverdichtet wurden. Die nicht rückverdichteten Dammtäler wiesen oberflächlich mehr Feinsedimente auf, welche einmal abgeschwemmt, das abfließende Wasser schwerer und somit schneller machten.

Abbildung 7: kleine Stauseen

Auch gab es Unterschiede zwischen den Untersaat-Arten (Abbildung 8). So bremste eine frohwüchsige Gerstenuntersaat den Hangabfluss stärker als eine etwas dünnere Weizenuntersaat. Auch hier kommt wieder stark der Einfluss der Überfahrung zum Tragen.

Abbildung 8: Ablauf Diagramm

Diese improvisierte Messung ersetzt keine wissenschaftliche Bodenabtragsmessung, jedoch gibt sie einen Anhaltspunkt dazu, ob unter den betriebsindividuellen Bedingungen die Untersaat einen Vorteil birgt, und trägt somit zur betrieblichen Entscheidungsfindung hinsichtlich Erosionsschutzmaßnahmen bei.

Für besseren Schlaf in Gewitternächten können Querdämme mit Untersaaten sorgen, für Kartoffelbauern und auch für Gewässerschützer!

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