Jeder Halm wie ein Damm- und jede Klute übrigens auch

agumenda/ Juni 18, 2025

Teil 1: Erosionsschutz durch Erdhäufchen

Autorin: Katharina Schmidt

Wer hat nicht gern in seiner Kindheit kleine Dämme an einem Bach gebaut? Dafür braucht es nicht viel, ein paar Stöcke, ein bisschen Schlamm, schon steht ein bewundernswertes Bauwerk*. Doch irgendwann läuft der Damm über, oder bricht an einer Stelle ein. Der Lerneffekt: Wasser staut sich an einem Hindernis, doch wenn das Staumaterial nachgibt, sucht es sich seinen Weg bergab.

Diese Gesetze der Geophysik lassen sich auch im Feld beobachten. Auf Kartoffelfeldern, angebaut in Dämmen, mit viel unbedecktem Boden und Hangneigung bilden sich bei starkem Niederschlag Rinnsale in den Dammtälern, die allmählich zu kleinen Bächen werden – und Sedimente aufnehmen, diese bergab transportieren, kurzum: Erosion.

Wie beim Spielspaß am Bach hilft hier Eines, um dem Wasser Einhalt zu gebieten: Experimentierfreude. So gibt es die Option, innerhalb der Kartoffeldammtäler zusätzliche kleine Dämme anzulegen, die Querdämme. An diesen staut sich das ablaufende Wasser, es bilden sich kleine Staudämme, in denen das Wasser stehen bleibt und langsam in den Boden infiltrieren kann. So die Theorie, tatsächlich ist jedoch zu beobachten, dass dieser Effekt für einen stärkeren Niederschlag besteht, beim nächsten Gewitterguss jedoch die Querdämme instabil werden und zerfallen. Um die Querdämme zu stabilisieren gibt es allerdings die Möglichkeit, diese mit Untersaaten zu begrünen. Das Wurzelwerk der Untersaaten hält die Substanz der Querdämme zusammen, und die Mulchauflage sorgt zusätzlich für Bodenbedeckung, bei der jeder Halm wie ein kleiner Extra-Damm wirkt. 

Bild 1: Querdammbegrünung Detail
Bild 2: abgestorbene Untersaat

Die Untersaaten sorgen kurz nach ihrem Aufgang für eine doppelt bis dreifach so hohe Bodenbedeckung gegenüber der Bewirtschaftung ohne Untersaat, wie erste Erhebungen unserer diesjährigen Praxisdemonstration ergeben haben. Die Messung erfolgte in dem besonders erosionssensiblen Zeitraum kurz vor Durchstoßen der Kartoffelpflanzen (Abbildung 1).

Abbildung 1: Bodenbedeckungsgrade mittels SOIL COVER, 05.05.2025

Weitere Untersuchungen und Beobachtungen bis zur Ernte der Kartoffeln im Herbst sollen Aufschluss darüber geben, wie langanhaltend die positiven Effekte der Untersaaten sind.

Ganz ähnlich verhält sich das Erosionsgeschehen auch bei weiteren Reihenkulturen, so wie dem Mais. Hier konnte im Vergleich von Streifensaat und Mulchsaat bei Bodenabtragsmessungen (in Zusammenarbeit mit der TU Bergakademie Freiberg) beobachtet werden, wie ein gröberes Saatbett zur Bildung von winzigen Stauseen an Kluten führt. Das gestaute Wasser hat somit mehr Zeit zur Infiltration, es fließt weniger Wasser bei der Simulation von Starkniederschlag ab und auch Sedimente stoßen an den Kluten auf Hindernisse auf ihrem Weg bergab. Die Maisflächen mit feinerem Saatbett hingegen wiesen bei den Bodenabtragsmessungen einen höheren Bodenoberflächenabfluss auf. Wie viel Sediment mit dem Abflusswasser abgetragen wurde, wird aktuell noch im Labor ausgewertet.  

 

Bild 3: Detail grobes Saatbett
Bild 4: grobes Saatbett Mais
Bild 5: Drohne Mais Streifensaat
Bild 7: kleine Seen nach Überstau

Wie wäre es wohl, wenn im Mais so wie in den Kartoffeln zusätzlich noch Untersaaten vor Erosion schützen würden? Diese Fragestellung kann im nächsten Jahr für eine Praxisdemonstration angegangen werden, experimentierfreudige Landwirte können sich hierfür gern melden

* nach dem Spielspaß aber bitte wieder abbauen, für viele Kleinstlebewesen im Bach sind solche Dämme problematisch

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